Was wäre, wenn Krafttraining wie anabole Steroide wirken würde?

Vorne weg: Es geht selbstverständlich NICHT darum, Anabolika zu nutzen!

Vielmehr soll dieser Vergleich zeigen, wie genial Krafttraining wirkt.

Kraft ist eine allgemeine konditionelle Fähigkeit, die am effektivsten allgemein, sprich unspezifisch, trainiert wird. Die Grundübungen (Kniebeugen, Kreuzheben, stehendes Drücken, Bankdrücken), ausgeführt mit der nach und nach schwereren Langhantel, stärken den ganzen Körper effektiver als alles andere. Und das in großen, natürlichen, menschlichen Bewegungsmustern. Wir werden insgesamt stärker!

Grundübungen statt Anabolika

Allgemein stärker.

Stärker für ALLES.

Anabole Steroide machen exakt dasselbe! Wir werden unspezifisch und allgemein stärker.

Und wir können dann diese Kraft überall (spezifisch) einsetzen und sind besser als vorher. Der Leistungssport beweist diese Theorie. Doping mit anabolen Steroiden gab und gibt es so gut wie in jeder Sportart. Und zwar, weil stärker immer besser bedeutet. Egal ob beim Speerwurf, beim Sprint, beim Gewichtheben, beim Golf und sogar bei Ausdauerveranstaltungen wie der Tour de France.

Der Speerwerfer kann nicht seine Technik dopen. Und er kann nicht nur den Wurfarm dopen. Folglich kann er nicht spezifisch dopen . Seine allgemeine Kraft steigt durch Doping. Und mit mehr Kraft übt er den Speerwurf.

Entsprechend machen Kraftübungen, die die Sportart simulieren überhaupt keinen Sinn, weil diese Übungen nie das große Potential für Kraftsteigerungen haben. Das Kreuzheben wiederum kann nahezu jeder verdoppeln oder verdreifachen.

Tatsächlich wurde und wird nach und nach in jeder einzelnen Sportart bewiesen, dass sportartspezifisches Krafttraining nicht funktioniert.

Beispiele:

  • Speerwurf: Werfen mit schwereren Speeren, Wurfsimulation am Seilzug
  • Schwimmen mit Paddels, Armzug am Seilzug simulieren.
  • Boxen mit schwereren Handschuhen, Simulation mit Medizinbällen
  • Golf: Schwung mit Schlägern am Seilzug, Simulation der Rotation am Seilzug
  • Sprints mit Westen, Fallschirmen, Gummizügen
  • usw.

Zweitverschwendung

In jeder einzelnen Untersuchung stellt man fest, dass der Armzug, der Schwung, das Laufbild usw. langsamer wird, die Bewegung in ihrer Spezifität abgefälscht wird und diese Nachteile dann auch beim Üben unter Wettkampfbedingungen bleiben! Die Technik leidet und die Geschwindigkeit sinkt. Der Kraftgewinn ist übrigens marginal.

Die Bewegungsabläufe der Sportarten haben eine extrem hohe Spezifität und müssen spezifisch geübt werden. So exakt wie möglich. Gleichzeitig muss die Kraft so allgemein wie möglich trainiert werden, denn nur so sind unglaubliche Steigerungen möglich. Eben genau aus dem Grund, weshalb Doping so effektiv ist.

Ich formulierte es nochmal klar und deutlich: „Krafttraining muss und darf nicht so aussehen wie die ausgeübte Sportart!“

Nun geht es uns nicht um den Leistungssport, dennoch gelten die Prinzipien ebenso. Das Grundlagen-Training der „Kraft“ ist die Basis. Die Basis für all das, was wir auch immer anstellen wollen. Für unsere Hobbys, wie Fußballspielen, Klettern, Wandern, Golf spielen, Joggen und so vieles mehr. Sie ist die Basis für einen leichteren Alltag. Einkäufe tragen, Treppen steigen, Dinge aufheben usw. Und vor allem ist die Kraft die Basis für das Alter. Das merken vor allem diejenigen, die schon älter sind. Stabiler, sicherer und sturzfrei im Alter, bedeutet einen enormer Gewinn an Lebensqualität. Mit den Enkeln spielen und toben, auf Reisen gehen und selbständig sein Leben bewerkstelligen!

Und das Krafttraining ist die Basis für etliche Gesundheitsfaktoren.

ÄRZTE EMPFEHLEN KRAFTTRAINING…

…bei Arthrose, Arthritis, Osteoporose, Rückenschmerzen, weitere orthopädische (chronische) Schmerzen, Sturzgefahr, Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes, Depressionen, Sarkopenie, Schlaflosigkeit, Fettleibigkeit, Schlaganfall, Krebs.

Ohne Frage, das ist eine beeindruckende Liste. Nicht wenige Ärzte (bzw immer mehr) empfehlen deshalb die Medizin Krafttraining.

Der Fitness-Alltag sieht allerdings genau anders aus! Es werden viele kleine Übungen gemacht, anscheinend recht „spezielle“ Übungen, möglichst viel Abwechslung, viele Wiederholungen. Selbstverständlich wird das „Training“ genannt. Diese Maßnahmen sind dem Menschen angepasst, er mag es leicht und abwechslungsreich. Ist im übrigen auch völlig in Ordnung, vielleicht ist jedes Tun besser, als nichts zu tun. Und wenn alles passt, ist es in Ordnung. Achtung! Es ist dann in Ordnung, wenn der Mensch weiß, dass es eine bessere Option gibt, er sich aber bewusst für eine andere entscheidet (z.B. weil der Wellnessbereich toll ist, oder der/die hübsche Nachbar/in im Yoga-Kurs mitmacht). Damit habe ich kein Problem, jede/r soll machen, womit er/sie glücklich ist. Tatsache ist, dass Programme, die in der Branche verkauft werden, als das Beste verkauft werden. Das Neueste und das Beste! Die Halbwertszeiten beweisen jedoch das Gegenteil. Der Vergleich mit Erkältungsmitteln ist angebracht: Warum gibt es so viele? Weil keines hilft! So verhält es sich mit den tollen neuen Programmen. Mit einer kleinen Korrektur: weil keines langfristig hilf! Für ein paar Wochen funktioniert alles, deshalb kommt bald wieder ein neues „Trainingskonzept“. Das Langhantel-Krafttraining der Grundübungen funktioniert seit je her, beständig und zuverlässig.

Deshalb ist es kein Wunder, dass derzeit eine regelrechte „Eisenwelle“ festzustellen ist.

Ich habe mit 80-jährigen das Kreuzheben begonnen, die Entwicklungen und Erfolge sind bemerkenswert. Das Erlebnis „stärker werden“ in dieser Altersklasse, mit dem unmittelbaren Spüren von Sicherheit, Selbstbewusstsein und Zutrauen für Das Leben, ist mit das Schönste, was einem Trainer zurückgegeben werden kann.

Kleinere, vermeintlich spezifischere Übungen, können das bei Weitem nicht erreichen.

Das Fazit fällt eindeutig aus: Wir sollten das Doping „Krafttraining“, zugeführt mit den Grundübungen und der Langhantel, benutzen!

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2020-10-25T20:20:32+00:00

About the Author:

Trainer, Sportlehrer

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